Unsere über 100-jährige Geschichte

Der Grundgedanke der Vereinsgründung hatte wohl mehr soziale als sportliche Motive. Die Männer, die täglich mit dem Fahrrad, auf den damals geschotterten Straßen, zwanzig, dreißig und nicht selten noch mehr Kilometer zur Arbeit fuhren, suchten einen Unfallschutz. Diesen bot der "Arbeiter-Radfahrer-Bund Solidarität", der schon zu dieser Zeit eine eigene Unterstützungskasse hatte.

 

Der frühere Adlerwirt, August Schmid, der als Einzelmitglied der Ortsgruppe Glashütte angehörte, gründete mit einigen gleich gesinnten Freunden im Jahre 1912 die Ortsgruppe Steinenbronn des "Arbeiter-Radfahrer-Bund Solidarität". Zu den Mitbegründern gehörten unter anderem Hermann Eberhardt - Rößleswirt, Eugen Eberhardt - Buchbinder, Gottlob Eberhardt - Steinhauer, Karl Schuldt - Maurer, Karl Schmidhauser - Maurer, Jakob Schmidhauser - Maurer, Wilhelm Schmidhauser - Maurer, Karl Jäger - Maurer, Wilhelm Jäger - Maurer, Karl Eberhardt - Maurer, Wilhelm Wenger - Maurer, Gustav Eberwein - Gipser, Gotthilf Eberhardt - Zimmermann und langjähriger Feuerwehrkommandant.

 

Der im Jahr 1914 begonnene 1. Weltkrieg legte fast die ganze Vereinstätigkeit lahm. Eugen Eberhardt hielt mit den im Felde stehenden Mitgliedern die Verbindung aufrecht und scharrte die noch nicht eingezogene Jugend um sich.

 

Der im Jahr 1919 erfolgte Zusammenschluss mit dem 1903 gegründeten Radfahrerverein "Vorwärts" brachte dem Verein eine beachtliche Verstärkung und eine erste Blütezeit. Bei den vielen Ausfahrten Mitte der zwanziger Jahre beteiligten sich oft hundert und noch mehr Mitglieder. Viele aus dieser Zeit stammenden Pokale gaben dem Zeugnis über die Leistungsfähigkeit des Vereins bei Korso Fahrten. Das der Verein auch für kulturelle Belange aufgeschlossen war, zeigte sich bei der Grün­dung der Musikkapelle, die unter großen Opfern durch die Vereins­mitglieder ermöglicht worden ist. Am Januar 1928 kaufte der Verein für 1700 Reichsmark Musikinstrumente. Dank der Opferbereitschaft der Mitglieder konnte dieses Wagnis eingegangen werden. Nach kurzer Zeit war die Kapelle soweit, das sie bei öffentlichen Veranstaltungen auf­treten konnte.

 

Die erfolgreiche Aufbauarbeit wurde im Jahr 1933 durch ein Verbot, das dem Verein jede Tätigkeit untersagte, jäh beendet. Das Vermögen des Vereins wurde beschlagnahmt einschließlich der Pokale und Musikinstrumente. Nach dem sie Jahre auf der Rathausbühne vergammelten, wurden sie als Altmetall der Hermann-Göring-Spende zugeführt. Fast zwei Jahrzehnte ruhte nun jede Vereinstätigkeit.

 

Am 1. August 1952 wurde im alten Gasthaus zum Löwen, dank der Initiative einiger früheren Mitglieder wie Otto Grob, Otto von Au, Albert Jakob Karl Schuldt u. a. der alte Verein neu gegründet. Der Sportbetrieb wurde alsbald mit einigen, inzwischen vom Verein wieder angeschafften Saalmaschinen (Kunstrad) aufgenommen. Als Übungsraum stellte der Turn- und Sportverein seine vereinseigene Turnhalle mit zur Verfügung. Da jedoch der Sportbetrieb beider Vereine größer wurde, mußten neue Wege gesucht werden, um einen geregelten Sportverkehr zu gewährleisten. Nachdem vorübergehend eine Garage und der Schulhof als Übungsräume nur ein Notbehelf waren, plante der Verein den Bau einer eigenen Übungshalle. Nach vielen Verhandlungen und der Beseitigung mancher Widrigkeiten, stellte uns die Gemeinde auf der Höhe ein Gelände teils käuflich, teils pachtweise zur Verfügung. Erneut wurde die Opferbereitschaft der Mitglieder strapaziert, als das im Jahr 1957 begonnene und am 1. Mai 1958 eingeweihte Vereinsheim mit Übungshalle in Eigenleitung erbaut wurde.


50-jähriges Jubiläum

Vorstand und Vereinsmitglieder um 1960
Vorstand und Vereinsmitglieder um 1960

Das vom 21. bis 23. Juli 1962 durchgeführte 50-jahrige Jubiläum des Vereins erbrachte die Voraussetzung, das vom Ortsausgang bis zum Vereinsheim die Wasserleitung gelegt werden konnte.

 

Im Laufe der Jahre wurde für den immer größer werdenden Verein das kleine Vereinsheim zu eng. So entschloss man sich, im Jahr 1968 das Heim zu vergrößern. Wiederum waren Widerstände und Voreingenommenheit zu beseitigen bis das Baugesuch endlich genehmigt wurde. Dank der Einsichtigkeit und Aufgeschlossenheit von Gemeinderat und Gemeindeverwaltung konnten auch diese Hindernisse umgangen oder übersprungen werden. Am 19. September 1970 konnte das erweiterte Vereinsheim, das man damals ohne Übertreibung als gut gelungen bezeichnen konnte, eingeweiht werden. Nachdem das Heim bis zu diesem Zeitpunkt in 14-tagigem Wechsel von einigen Vereinskameraden und deren Ehefrauen bewirtschaftet worden ist, hat es unser Vereinskamerad Richard Pfeiffer und seiner Ehefrau Siglinde als Vereinswirt übernommen. Das das Vereinsheim in seiner heutigen große und Ausstattung zustande kam, ist in erster Linie der Verdienst von einigen Mitgliedern, an der Spitze der langjährige 1. Vorsitzende Gotthilf Bareiter, der es immer verstand durch seine Einsatzbereitschaft, den anderen – mit unter auch ein wenig müden Mitgliedern ein leuchtendes Vorbild zu sein.

 

Seine Devise lautete: "Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit" und "Wo einer für den anderen steht, das nennt man Solidarität".

 

Unter diesem Wahlspruch konnte sich der Verein auch in den kommenden Jahren weiter aufwärts entwickeln, zumal die Voraussetzungen dafür gegeben waren.


75 Jahre RMV Steinenbronn

Im Jahr 1987 wurden im Rahmen der 75 Jahr Feier des Vereins unter anderem die erfolgreichsten Sportler des Vereins geehrt. Die zahlreichen Erfolge damals, begleiteteten der Vorsitzende Winfried Schlotter, Ehrenvorsitzender Gotthilf Bareiter und Trainer Dieter Ulmer. (Siehe Bild, v. l.)

Gegenwart

Seit Juli 2013 ist nach kleineren Renovierungsarbeiten in der Küche durch den neuen Wirt, sowie durch die dringend notwendige Sanierung des Dachs mit dem erfahrenen Gastronom Hans-Walter Loosen und seinem Team die deutsche Küche in unser Vereinsheim zurück gekehrt.

 

Leider war diese Partnerschaft nicht von langer Dauer und so mußte der Verein wieder auf Pächtersuche gehen. Allerdings nutzte der Verein die Zeit von Ende Dezember 2014 bis August 2015 abermals für Sanierungsarbeiten. In der genannten Zeit wurden durch Mitglieder des Vereins in Eigenleistung die Toiletten und die Gasträume komplett entkernt und von Grund auf neu gestaltet. Auch der Biergarten und Teile der Grünanlagen wurden neu angelegt.

 

Die Neueröffnung mit neuer Beschilderung und neuer Leuchtreklame, gesponsert durch unser Vereinsmitglied Rüdiger Schmidt (Fa. SeeEye Werbung & Event GmbH) im September, wurde von den Vereinsmitglieder und der Gemeinde mit großem Interesse verfolgt.

 

Nachdem Jahre zuvor, damals das "Bella Vista" mit italienischer Küche viele Jahre erfolgreich war, kehrte mit Sonja de Luca wieder eine deutsch-italienische Küche Einzug.

Aus alt macht Neu:

Sportliche Historie

In Deutschland wurde der Bund Deutscher Radfahrer 1884 in Leipzig als Verein aus dem eher bürgerlichen Lager gegründet. Der Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität RKB wurde 1896 als „Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität“ in Chemnitz gegründet. Mit dem Namen Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität dokumentierte der Verein die Zugehörigkeit zur Arbeiterbewegung.

 

Zur Zeit der Gründung unseres Vereins um 1912 war der Radsport im wesentlichen auf das Tourenfahren und das Korso fahren beschränkt. Radrennen wurden bei der „Solidarität“ nur in beschränktem Umfang gefahren. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges tat sich daher auf diesem Gebiet auch wenig. Das Langsam fahren als Vorstufe des Reigen- und Kunst­fahrens (auch Mannschaftseinrad fahren genannt) wurde dagegen vom Verein gepflegt. In dieser radsportlichen Disziplin hatte der Verein auch einige beachtliche Könner.

 

Sportliche Höhepunkte hatte der Verein als Ende der fünfziger- und Anfang der sechziger Jahre der Motorsport auch auf dem Lande aktuell geworden war. Die Motorsportler Kurt Bareiter, Herbert Büchner (1958 Deutscher Meister im Geschicklichkeitsfahren), Wolfgang Fetzer, Helmut Grob, Emil Schmucker (1958 Deutscher Vizemeister im Geschicklichkeitsfahren), Horst Weiß und Otto Zeeb belegten nicht nur hervorragende Platze bei Landes- und bundesoffenen Veranstaltungen, sondern kamen teilweise bei Landes­- und Bundesmeisterschaften auch zu Titelehren. Leider litt der Motorsport schon damals unter einen erheblichen finanziellen Aufwand. Auf Grund dessen hatte der Motorsport in den Jahren später nicht mehr den notwendigen Anklang gefunden.

 

Dafür hat das Kunstradfahren im Verein eine gute Resonanz gefunden, wo Helmut Grob als Übungsleiter seinen Sohn Otto 1968 über die Bezirks-, Landes- zur Deutschen Vizemeisterschaft im Einer Kunstradfahren der Ju­gend führte. Eine ganze Anzahl junger Talente hatte anschließend um 1972 bei den Bezirksmeisterschaften die vorderen Plätze belegt. Der damals neue Übungsleiter Helmut Ruckh hatte damit bewiesen, daß wenn der richtige Mann am richtigen Platz ist, die Jugend auch für diesen Sport zu begeistern war.

 

Die Mitgliedsbeiträge um 1970 -1980 lagen bei Erwachsenen 28 DM, Jugend 21 DM, Schüler 14 DM und Familienmitglieder bei 12 DM /Jahr.

Da die Gesamtentwicklung des Straßenverkehrs stetig steigt und die Zahl der Verkehrsunfälle ein beängstigendes Ausmaß erreicht, wurde es Ziel des heutigen RMV Steinenbronn, durch die geeignete Verkehrsschulung ihrer meist jugendlichen Mitglieder sichere und rücksichtsvolle Fahrer heranzubilden. Diesem Ziel dient die Ausrichtung des Vereins seit 1982.

 

Die Motorsport-Veranstaltungen des RMV im Rahmen des DMV / MSJ im Bereich Jugendkartslalom bieten dies, ohne dass dabei der sportliche Charakter Einbuße erleidet. Die Entwicklung des Motorsports zu einem echten "Volkssport", der breiteste Schichten erfassen kann, steht deshalb im Vordergrund der Bemühungen des RMV Steinenbronn.

 

Mit der Neuausrichtung des Vereins in Richtung Kartslalom änderte sich auch der Übungsleiter / Trainer. Dieter Ulmer (fuhr auch Auto Rallye) wurde Trainer. Mit ihm war der Kartsport beim RMV Steinenbronn von Anfang an auf der Erfolgsspur. Hartes und konzentriertes Training führte dazu, das schon 1985 der erste große Titel durch seinen Neffen Frank Rühle gewonnen werden konnte.

 

Frank Rühle, damals 15 Jahre alt, belohnte sich und den Verein nach einer anstrengenden Saison mit dem ersten Deutschen Meistertitel im Kartslalom in der Vereinsgeschichte. Parallel dazu gewann der Teamkollege Andreas Hentschler die Württembergische Meisterschaft.

 

Dies war wohl die Initialzündung für den gesamten Verein. In den Folgejahren von 1985 – 1988 sammelten die Fahrer und Fahrerinnen zahlreiche Württembergische- und Deutsche Meistertitel.

 

1984 Alexander Schlotter (Württembergischer Meister)
1985 Frank Rühle (Deutscher Meister)
1985 Andreas Hentschler (Württembergischer Meister)
1986 + 1987 Frank Rühle (Deutscher Vizemeister)
1987 + 1988 Frank Rühle (Württembergischer Meister)
1986 + 1987 + 1988 Württembergischer Meister mit der Mannschaft durch Andreas Hentschler, Frank Rühle, Marcel Maurer und Achim Rempfer.

 

Der Trainingsplatz für den Kartslalom war in den achtziger und neunziger Jahren der Parkplatz des Vereinsheims.


Im Jahr 1991-92 endete die aktive Zeit von Frank Rühle. In den folgenden Jahren trainierte er abwechselnd mit seinem Onkel Dieter Ulmer die RMV Jugend. So war es mit diesem Erfolgsduo nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten Titel errungen werden konnten.

 

1994 Michael Hilber (Deutscher Meister)
1994 Deutscher Vizemeister mit der Mannschaft durch Michael Hilber, Andrea Rühle, Andre Mornhinweg, Robin Nitsche
1998 Andrea Rühle (Württembergische Meisterin)

 

Durch die erfolgreiche Arbeit des Trainerteams wuchs auch die Zahl der Fahrer/innen. Und so ging der Verein im Jahr 2000 auf die Gemeinde zu, den Parkplatz am Sportgelände "Sandäcker" für das Training frei zu geben. Der neue Trainingsplatz ergab neue umfangreichere und anspruchsvolle Parcours, so daß man mit den ansteigendem Niveau im Kartslalom mithalten konnte.

 

Leider ging Dieter Ulmer im Jahr 2008 viel zu früh von uns. Während der Frankenland-Rallye ereilte ihn ein Herzinfarkt, dem er vor Ort leider erlag. Von da an mußte Frank Rühle allein das Trainingsgeschäft übernehmen. Dabei half ihm die große Erfahrung die er als Fahrer und Trainer bis dahin gesammelt hat.